Tuesday, June 23, 2009

Erinnerungen an Sven

"Hey Holgi, .... what is happening ???"
"Hey Svenny, ... what is happening ???"

Genau so begann jedes Telefonat zwischen Sven und mir; und wohlgemerkt auch jede Nachricht auf unseren Mailboxen. Unsere Begrüßung ist ein Zitat aus dem amerikanischen B-Movie: Office Space, für uns wohl die schlechthin wahrheitsgetreueste Dokumentation des amerikanischen Arbeitsalltags. Und jedes unserer Gespräche schloß auch mit einem Zitat jenes Filmes.

Die letzte Email vom Postfach Svens, enthielt leider nicht diese Zeilen, sondern für mich furchtbar und schockierend die Todesnachricht Svens, von seiner Frau Eva.

Sven Mehliß, ist am 12. Juni 2009 mit nur 28 Jahren verstorben.

Sven und ich lernten uns über das Studentenbindungsprogramm TOPAZ der Siemens AG kennen. Wir haben uns, im Frühjahr 2006, zur gleichen Zeit entschieden ein Auslandspraktikum bei der Siemens Coporate Research Inc. in Princeton, NJ, USA zu beginnen.

Bereits vor unserer Ausreise haben wir Kontakt aufgenommen und auch gemeinsam nach Wohnungen im "Princetoner Großraum" gesucht. Manchmal sind wir mit sprichwörtlich schallendem Gelächtern aus Wohnungen gelaufen, die uns eher an den Drehort eines Hitchcock-Thrillers erinnerte, als an eine Unterkunft für sechs Monate.

Schließlich haben wir uns doch für eine "Intern-WG" entschieden. In den Monaten von März bis September 2006 wohnten Sven und ich zusammen mit zwei Praktikanten in einer WG in der Princetoner Nachbarstadt West Windsor. Die Zeit in Princeton war neben unserer Arbeit bei SCR vor allem durch die gemeinsamen Trips entlang der amerikanischen Ostküste mit anderen Praktikanten geprägt und natürlich den gemeinsamen Feiern in und um Princeton.

Anekdoten in unserer Princetoner Clique mit Sven gab es wohl genügend - und unseren Freund Svenny hier kurz und pointiert zu portraitieren fällt mir schwer. Waren es doch die Alltäglichkeiten wie die "Radar-Warner-Safe-"Fahrt zur Arbeit, das Racquetball-Spielen, die Kaffee-Pausen, die zahlreichen Road-Trips (wobei ich den Boston-Trip mit meinen Navigationskünsten ganz besonderes hervorheben will), die Feiern, das Amüsieren über Amerika...

Drei Augenblicke an die ich mich besonders gerne erinnere waren zum einen Sven's Geburtstag in 2006, den wir satte 30 Stunden gefeiert haben (0:00 Uhr MEST - 24:00 EST) und den unser Geburtstagskind damit beendet hat eine Zigarre mit einem Dollarschein anzuzünden. Vor ein paar Wochen ist mir genau dieser Schnipsel zwischen die Finger gerutscht und ich dachte ich sollte ihn auf jeden Fall zum nächsten Treffen mit Svenny mitnehmen.

Nummer 2 war das phänomenale Mariah Carey Konzert im August 2006 in der Continental Airlines Arena in East Rutherford (NJ): In der Pause des Konzertes wollten wir uns ein leckeres Bierchen gönnen. Mit meinen 25 Jahren und meinen deutschen Ausweisdokumenten hatte ich bei der Dame vom Bierausschank jedoch keine Chance und ich wäre an dem Abend sicherlich auf dem Trockenen gesessen. Sven, der in der Schlange hinter mir Stand amüsierte sich natürlich genüßlich über meine Diskussion mit der Lady und meinen erfolglosen Versuchen Ihr einen Personalausweis als gültigen Altersnachweis zu verkaufen. Voller Freude zückte er dann seine "New Jersey Driver's License" (Anm. d. R.: Er war wirklich der einzige Intern weit und breit, der sich einen amerikanischen Führerschein ausstellen ließ und wir haben ihn dafür bei jeder Gelegenheit wegen der "rausgeschmissenen" 22 Dollar geärgert) und bestellte ein Bier für mich mit. Er musste sich dann noch eine Standpauke antun, bei der ihm die liebe Verkäuferin darauf aufmerksam machte, dass er für alle Schäden haftet, die ich in meinem Rausch verursache. Sven hatte mich an dem Abend aber unter Kontrolle und ich habe mich danach auch nie mehr über seinen amerikanischen Führerschein lustig gemacht.

Der letzte Ausschnitt seht Ihr auf dem unteren Foto, das bei meinem guten Freund Benedikt Horneber in West Chester, PA entstand. Svenny und ich haben uns für ein Wochenende in die Weiten von Pennsylvania aufgemacht. Wieviel Spaß wir an jenem "West Chester Weekend" hatten, lässt dieses Bild vermuten.























Was bleibt nun am Ende eines Nachrufes für einen Freund der mit 28 mitten aus dem Leben gerissen wird. Ehrlich gesagt - für mich nur Fassungslosigkeit, Sprachlosigkeit und tiefste Trauer.

Mein Mitgefühl gilt insbesondere seiner Frau Eva-Maria mit den beiden Kindern Frederike und Arvid.

"... and Svenny, I would need you also in the office on Saturday at 7 a.m!"










(c) Marc Holger Uhlmann, im Juni 2009